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Ein Leben ohne Polizei

Redebeitrag vom 13.12.2022

Die anderen Redebeiträge und die Nachrichten diesen Jahres haben uns leider genug Gründe gegeben die Polizei abschaffen zu wollen. Wir wollen uns nun damit beschäftigen, wie genau das passieren kann.
Ersteinmal: Es gibt keine guten Cops.
Auch nicht die, welche im Privaten vielleicht ganz nett seien können.
Die Polizei als solches hat eine Funktion, welche sie erfüllen muss. Und das ist die kapitalistischen, sexistischen, rassistischen & ableistischen Zusztände aufrecht zu erhalten. Hierbei gilt keine Moral sondern nur pures Befolgen von Befehlen. Cops werden als Allzweckwaffe  überall da gebraucht, wo der Staat Probleme sieht. Das heißt Cops müssen mit psychisch Kranken und Wohnungeslosen und Drogenabhängigen und dem Straßenverkehr und häuslicher Gewalt und Großveranstaltungen und dem ganzen verschissen deutschen Gesetzeskatalog perfekt umgehen können. Das das nicht funktioniert sehen wir leider täglich zu genüge. Diese Übergeneralisierung führt zu einer maßlosen überforderung des Einzelnen, was wiederum durch eine Miletarisierung kompensiert werden soll. Deeskalation mit einer MP5. Wie die Folgen davon aussehen, haben wir schmerzlicher Weise dieses Jahr in Dortmund und an so vielen anderen Orten erleben müssen.
Aber nicht nur der ausführende Arm des Staates birgt Probleme. Unser gesamtes Rechtssystem ist destruktiv, ineffizient und auf bloße mazialische und vor allem rückwirkende Bestrafung ausgelegt. Hierbei wird nur auf das Individuum geschaut, jedoch nicht auf die Umstände, durch die Gewalt ausgeübt wird. Dementsprechend wird auch nicht die Gewalt als solches in den Fokus genommen, sondern der*die Täter*innen weiter in Strukturen gelassen, welche gewaltförderlich sind. Nämlich Knästen. Jede*r Pädagog*in weiß, dass Bestrafungen, besonders im Nachhinein, niemals zielführend sein können.Dabei wäre es so einfach eine bessere Welt für alle zu gestalten.
Zunächst einmal müssten wir versuchen nicht mehr Gewalt durch Bestrafungen zu bekämpfen, sondern anstatt Symptome zu anzugehen, lieber die Ursachen in den Fokus nehmen und die Strukturen ändern, welche Gewalt hervorbringen und begünstigen. Hierbei müssen wir kollektive Verantwortung in den Communitys übernehmen um die Enstehung von gewaltätigen Machtstrukturen zu bekämpfen. Außerdem sollte der Fokus weg von den Täter*innen und hin zu den Betroffenden gelenkt werde, um deren Bedürfnisse gerecht zu werden.
Aber was heißt das in der Praxis? Leider können wir unsere Vorstellung von einem polizeifreien Leben nicht über Nacht verwirklichen, sondern müssen diese gesamtgesellschaftlich, durch den Aufbau neuer, spezialisierter Infrastrukturen, überflüssig machen. Dies heißt im Klartext, mehr Streetworker*innen, mehr Räume für Opfer patriachaler Gewalt, mehr Drogenhilfe- und Preventionsangebote, mehr Communitycentren und mehr Geld für Bildung. Psychisch labile Menschen sollten nicht mehr mit ein paar bewaffnete Testosteronopfer gehandeled werden, sondern von ausgebildetem Fachpersonal. Opfer sexualisierter Gewalt sollten durch geschultes und sensibilisiertes Personal betreut werden und nicht durch einen Bullen, der erst einmal fragt, “Was hattest du denn so an?”. Wir haben keinen Bock mehr auf koksüchtige Schlägertrupps bei Fußballspielen, die mehr rummackern als die Hools beider Vereine zusammen. Wir fordern geschultes und sensibilisiertes Fachpersonal für den jeweilig spezifischen Bereich, welche aus den Communitys selbst kommen und denen auch direkt unterstellt und rechenschaftspflichtig sind. Außerdem müssen alle unnötigen repressiven Strafen und Kriminalisierungen abgeschafft werden. Nicht nur, dass dies enorm viele Kapazitäten bindet, auch für die Betroffenen ist nur so eine  Besserung ihrer Umstände zu erwarten. Also lasst uns die Kriminalisierung von Sexwork und Dorgenkonsument*innen endlich beenden, um ein gemeinschaftliches Leben zu ermöglichen.
Kritiker*innen mögen sich jetzt fragen, “wie soll man all diese neuen Strukturen bezahlen?”. Es ist so viel Geld für Maschinenpistolen, Panzerwagen, Wasserwerfer und ekligsten PR-Aktionen da. Wir sollten diese Gelder lieber in Bildung und die Communitys selbst stecken anstatt es sinnlos zu verpulvern. Jede*r von uns lebt bereits in polizeibefreiten Räumen, oder ruft etwa wer von euch die Bullen wenn man sich unter Freund*innen streitet? Es gilt nun diese Räume auszuweiten! Lernt eure Nachbar*innen kennen, gestaltet ein gemeinschaftliches Leben in euren Wohnblocks, in euren Häuserreihen, in eurem Kiez. Anarchismus geschieht in der Praxis und nicht auf dem Papier.
Ein Leben ohne Polizei ist nicht nur nötig, sonder auch möglich!